MICHAEL-PREIS

MICHAEL-Preisträger/in Prof. Dr. Alon Friedman
Prof. Dr. Alon Friedman
MICHAEL-Preisträger/in Dr. Christophe Bernard
Dr. Christophe Bernard

Der von UCB gestiftete Preis in Höhe von
€ 15.000,- wurde beim Internationalen Epilepsiekongress in Singapur verliehen.

MICHAEL-PREIS – Preisträger/innen 2007

Der MICHAEL-PREIS 2007 wurde verliehen an:

Prof. Dr. Alon Friedman
Ben-Gurion-Universität
Beersheba (Israel)
Dr. Christophe Bernard
Université de la Mediterranée
Marseille (Frankreich)

27 Einsendungen aus 11 Ländern waren bei der Stiftung eingegangen. Nach Prüfung der meist vorzüglichen Arbeiten hat die Jury vorgeschlagen, den Preis zu teilen und zwei Forscher damit auszuzeichnen.

Laudatio

Alon Friedman ist an der Ben-Gurion-Universität in Beersheba/Israel als Neurowissenschaftler tätig. Während seines Medizinstudiums entwickelte er ein Interesse an Mechanismen, welche die Erregbarkeit von kortikalen Neuronen und damit die Entwicklung von Epilepsie regulieren. Während seiner Tätigkeit als Postdoktorand erkannte er, dass sich die Blut-Hirn-Schranke unter Bedingungen extremer Beanspruchung teilweise öffnen kann. Dies prägte sein Interesse während seiner Ausbildung zum Neurochirurgen, und er identifizierte eine Anzahl von klinischen Bedingungen, die mit der Öffnung der Blut-Hirn-Schranke in Verbindung stehen.

Während seiner anschließenden Tätigkeit in H.G. Wiesers Labor’s in Zürich zeigte er anhand quantitativer EEG-Analysen, dass Areale mit einer fokal geöffneten Blut-Hirn-Schranke auch mit abnormen EEG-Aktivitäten einhergehen. Anhand zahlreicher klinischer Studien zeigte er, dass die Öffnung der Blut-Hirn-Schranke nicht nur das Risiko für akute Anfälle unter pharmakologischer Behandlung erhöht, sondern er warf ferner die Frage auf, ob eine offene Blut-Hirn-Schranke grundsätzlich einen Risikofaktor für die Entstehung eines epileptischen Herdes und einer Pharmakoresistenz darstellt. Durch die Öffnung der Blut-Hirn-Schranke über einen direkten Zugang wies er nach, dass dies zu einem übererregbaren Areal im Gehirn führt, welches wiederkehrende Krämpfe und somit Epilepsie auslösen kann. Er belegte, dass das Austreten von Albumin aus den Blutgefäßen in das Parenchym und die darauf folgende regulatorische Aufnahme in die Astrozyten zu funktionellen Veränderungen der astrozytischen Eigenschaften führt. Indem er in den TGFb-Rezeptor-abhängigen Prozess der Albumin-Aufnahme in die Astrozyten eingriff, konnte eine spätere Epileptogenese verhindert werden.<

Durch seine Expertise als Kliniker rief er ein umfassendes Epilepsie-Zentrum an seiner Universitätsklinik ins Leben, welches einen großen Schwerpunkt auf die Umsetzung klinischer Beobachtungen in experimentell überprüfbare Hypothesen legt. Dieser herausragende Aspekt seiner Tätigkeit und die Entdeckung der Beteiligung der neurovaskulären Einheit an der Epilepsieentstehung begründen die Auszeichnung mit dem Michael-Preis 2005/2006.

Dr. Christophe Bernard von der Université de la Mediterranée in Marseille, Frankreich, hat sich der angewandten Epilepsie-Forschung verschrieben. Er gründete eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe mit dem Ziel, Mechanismen der Anfallsentstehung und -ausbreitung an einem Tiermodell der Temporallappenepilepsie zu erforschen. Der Schwerpunkt liegt in der Reorganisation der CA1-Region im Hippocampus bei epileptischen Tieren, um Veränderungen, die als proepileptisch angesehen werden können, im Gegensatz zu kompensatorischen Veränderungen, die möglicherweise sogar antiepileptischer Natur sind, zu bestimmen. Er entwickelte Projekte, um die Dynamik der Reorganisation während der Epileptogenese zu studieren und versuchte, prädiktive Faktoren zu identifizieren, die möglicherweise zur Anfallsentstehung beitragen. Die Forschung fand direkt Anwendung und konnte mit Studien aus Stereo-EEG-Analysen von Epilepsie-Patienten während der präoperativen Diagnostik in Zusammenhang gebracht werden.

In seiner zur Auszeichnung eingereichten Arbeit zeigte er, dass es während der latenten Phase, die der chronischen Entwicklung einer Epilepsie vorausgeht, zu zellspezifischen Veränderungen in glutamatergen und GABAergen Neuronen in der CA1-Region von Ratten kommt – und zwar mit einer vermehrten glutamatergen und einer verminderten GABAergen Aktivität.

Dr. Bernard’s wissenschaftliche Arbeit ist wegweisend in der angewandten Epilepsie-Forschung, seine Daten können Anwendung bei der Entwicklung spezifischer Behandlungen zur Verhinderung von Epilepsie finden. Das von ihm ausgearbeitete wissenschaftliche Konzept und dessen weitere Entwicklung bedeuten einen herausragenden Fortschritt in der Epileptologie und begründen die Auszeichnung mit dem Michael-Preis 2005/2006.

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